
Wer oder was bin ich?
Gedanken zum Theater in Zeiten von Corona
Selber Ort, gleiche Zeit: Theater tanzSpeicher würzburg, Samstag,19 Uhr.
Aber was für eine außergewöhnliche Erfahrung: eine Geistereinführung.
Ich liege auf meinem Sofa in Leipzig. In Würzburg ein leicht verschobenes Szenario. Die Gesprächspartner, der Theaterleiter und die Referentin für Öffentlichkeitsarbeit, sitzen im merkwürdigen Arrangement nicht wie sonst nebeneinander auf dem Sofa, das nun als Abstandshalter dient, sondern auf Stühlen rechts und links neben diesem. Sie sprechen über den tanzSpeicher, den zeitgenössischen Tanz, das Kollektiv anderer Tanz, die aktuelle Situation und das Programm – alles wie immer, aber doch ganz anders und eigenartig: die Lobby ist leer, leere Stühle, leere Theke, kein Stimmengemurmel, keine Reaktion, kein Gläserklirren, kein Applaus, keine BesucherInnen, nur eine Thekenkraft huscht um die Ecke.

Und wieder stellt sich die alte Frage, mit der wir uns immer wieder beschäftigt haben, gibt es Theater ohne Publikum? Ist es ohne ZuschauerInnen noch Theater? Oder etwas anderes? Aber was ist es dann?
Was bin ich in diesem surrealen Setting? Im Schlabberlook in meinem Wohnzimmer? ZuschauerIn? TheaterbesucherIn? Teil des oder das Publikum?
Wer bin ich in dieser Konstellation? Sitze ich in Gedanken als Zuschauerin an einem Tisch in der Theaterlobby? Oder als Dramaturgin auf dem Stuhl neben dem Sofa? Oder auf dem Sofa? Oder bin ich gar die Choreographin? Oder die Regisseurin des merkwürdigen Arrangements?
Das kleine Video stellt große Fragen in unsicheren Zeiten der Corona-Pandemie.